Wir besuchten einen Ort der Kunst und eine Heimstatt für Schimpansen (2)
von Dr. Wolfram Janzen
In der Mittagspause wünschen wir Manfred bei einigen guten Gläsern Cava alles Gute zu seinem Geburtstag. Er und seine Britta freuen sich, den Tag auf einem Kulturspaziergang verbringen zu können und uns als ihre Gäste einzuladen.
Von Llagostera aus fahren wir tief in die Gavarres hinein. An einem wahrhaft magischen Ort machen wir Halt, der Cova d´en Daina (wörtlich: Damhirschhöhle). Dies ist wohl die berühmteste Dolmenanlage Kataloniens, man könnte sagen: Klein Stonehenge. Der heilige Bezirk aus dem Ende des 3. Jahrtausends vor Chr. ist von einem Cromlech, einem Steinkreis, umgeben. Zur Sonnenwende scheint die aufgehende Sonne genau in die Dolmenhöhle hinein und weckt die Ahnen zu neuem Leben.
Am nahe gelegenen Friedhof werfen wir einen Blick auf das Grab der berühmten Schriftstellerin Merce Rodoreda ( 1908-1983 - „Auf der Placa del Diamant“), die ihren Lebensabend in Romanya de la Selva verbrachte. Dies ist ein abgeschiedener zauberhafter Ort, von dessen Kirchplatz man einen weiten Blick in das Land hat. Ein hübsches Gartenrestaurant liegt nebenbei. Als Erinnerung an die Schriftstellerin hat man einen literarischen Spazierweg mit Zitaten aus ihren Werken auf Tafeln eingerichtet.
Nun geht´s zurück nach Riudellots de la Selva. Kurz vor dem Ort geht rechts ein Feldweg ab, an dem ein leicht übersehbares Schild den Weg zur Fundacio Mona weist. Vor einem Blockhaus empfängt uns Dietmar Crailsheim, Biologe und Tierpfleger. Wir nehmen in dem Haus Platz und hören von der Gründung, den Zielen, den Tieren und Menschen der Station.
2001 von einer spanischen Tierärztin begründet, nimmt die Stiftung illegal gehaltene Schimpansen auf und bietet ihnen auf einem großen Gelände angemessenen und artgerechten Lebensraum. Heute leben hier 13 Schimpansen und 4 Makaken. Sie wurden aus erbärmlichen Umständen geholt, in denen sie schwere körperliche und psychische Schädigungen erlitten. So wird es uns in einem Video gezeigt. In der Station werden sie rehabilitiert und lernen in Gruppen soziales Verhalten. Herr Crailsheim stellte uns die Primaten einzeln vor. Es ist augenscheinlich: Jeder ist eine „Persönlichkeit“, mit seinem Aussehen, seiner Lebensgeschichte und seinem Verhalten. Jeder braucht viel Zuwendung und spezielle Pflege.
Angeführt wird die Familie von dem 1957 in Nigeria geborenen Toto. Der neueste Zugang ist die noch sehr ängstliche 11-jährige „Afrika“, die in einem Privathaushalt, wie eine „Tochter“ – aber eben nicht schimpansengerecht - gehalten wurde und deren Haltung nun den Besitzer überfordert hat. Sie wird jetzt durch das Zusammenleben mit Toto an die Schimpansenfamilie gewöhnt.
Herr Crailsheim, der sich viel Zeit für uns genommen hat und mit viel Engagement seine Aufgaben betreibt, führt uns um das Gelände der Schimpansen herum. Ein hoher gesicherter Zaum trennt sie von den Besuchern. Die Affen werden nicht „vorgeführt“, sie sollen sich natürlich verhalten können und man kann sie dabei beobachten. Eines der Tiere baut sich vor uns auf und „markiert den starken Mann“. Er will uns unbekannte „Eindringlinge“ abschrecken, gräbt große Steine aus und wirft sie mit gewaltiger Kraft über den hohen Zaun. Als wir zurückkommen, hat er bemerkt, dass wir keine Gefahr darstellen und beobachtet uns ruhig. Bei unserem weiteren Rundgang bemerken wir, dass einige Tiere in ihrer Weise auf uns reagieren, z. B. „lachen“, andere sehen wir bei ihren eigenen Spielen. So ärgern „Halbwüchsige“ einen ihrer Kameraden, der von seiner Gefangenschaft her noch ständig eine Decke als Rückzugsmöglichkeit braucht, indem sie ihm die Decke wegnehmen. Großes Geschrei ist die Folge.
Es ist sehr interessant, die Tiere zu beobachten, von ihnen zu hören und festzustellen, dass sie ihr eigenes Verhaltenrepertoire als Schimpansen haben - das sie auch lernen müssen- dass sie als hoch entwickelte Primaten aber auch viele Züge mit uns Menschen gemeinsam haben. Umso trauriger ist es zu hören, mit wie wenig Respekt sie in der Menschenwelt behandelt wurden (z. B. als „Werbemittel“).
Zum Abschluss fragen wir, wie die Stiftung sich finanziert. Wir erfahren, dass sie nur einen geringen Zuschuss vom Staat erhält und sonst auf Spenden angewiesen ist. Es ist möglich, sich an einer Patenschaft für einen Affen zu beteiligen. Man ist auch dankbar, wenn Besucher Obst, Gemüse, Decken und andere nützliche Gegenstände ( bitte erfragen) mitbringen. (Die Nahrungsmittel erhalten die Affen zu ihren Mahlzeiten.). Uns erscheint die Stiftung vorbildlich, besuchens- und unterstützenswert ( Tel. 972 47 76 18 / www.fundaciomona.org).
Ende der Serie
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