Auf den Spuren von Josep Pla – ein literarischer Streifzug (3)
Von Dr. Wolfram Janzen
Fortsetzung von gestern
Und nun beginnt die Welt der Zeitungen, Bücher und Manuskripte, die das Leben Plas ausmachten, und auf drei Stockwerken ausgebreitet wird. Im Erdgeschoß werden die Stationen seines Lebens aufgelistet. Bei den Maristen zur Schule gegangen, aus dem Internat dieser geistlichen Brüder in Girona wegen Aufsässigkeit verwiesen, Abitur als Externer gemacht. Studium der Rechte in Barcelona mit Widerwillen abgeschlossen. Er besucht den Stammtisch des Atheneu, wo er Literaten, Künstler, Intellektuelle, Politiker trifft, die seine literarischen Ambitionen fördern. Er fühlt den Drang zum Schreiben, die Berufung zum Schriftsteller. Die Geburt seines Schreibens resultiert – nach seiner Selbstaussage – aus seiner Untauglichkeit zum sonstigen Leben.. Er verfasst erste Texte…Aus Geldmangel beginnt er – noch als Student - als Journalist für Tagezeitungen zu arbeiten. Er wird als Korrespondent nach Paris geschickt. Zurückgekehrt ist er kurze Zeit Abgeordneter des unteren Emporda in der katalanischen Selbstverwaltung ( Mancomunitat). Er ist für die von Francesc Cambo geführte Lliga Nacionalista, einer großbürgerlichen liberal –konservativen, gemäßigt katalanistischen Partei, tätig. (Später schreibt er eine Biographie über Cambo.) Bis zum Beginn des Bürgerkrieges reist er viel im europäischen Ausland, setzt seine journalistische Tätigkeit fort, schreibt Erzählungen, Reiseberichte, Porträts. 1925 sein erstes Buch „Coses vistes“ (Dinge, die ich gesehen habe), das großen Erfolg hat; eine Zusammenstellung von Landschaftsbeschreibungen, Erzählungen, Porträts und autobiographischen Skizzen. Das sind die für Pla typischen literarischen Formen und Themen, das ist seine Schreibweise: kurze Formen miteinander verbinden, keine langen, komplizierte Handlungen, keine fiktiven Stoffe, sondern Erlebtes, Erinnertes. Zusammengehalten wird das durch das Ich des Erzählers oder Autors, der viele persönliche Bemerkungen und Reflexionen einstreut. Das „Ich“ ist nicht pathetisch, großspurig: immer „Anti-Held“. Sein Stil ist einfach, prägnant, bisweilen poetisch, bildhaft. Man merkt, Pla ist durch den Journalismus geprägt: die Haltung des Beobachters, der berichtet, subjektiv, skeptisch, distanziert, realitätsbezogen, mit dem Willen, sich mit dem Leser zu verständigen.
1924 lernt er in Paris Adi Enberg kennen, eine in Barcelona geborene Norwegerin, mit der ihn politische Ansichten und Tätigkeiten verbinden. Er lebt mit ihr bis 1939 zusammen. In Italien beobachtet er den Aufstieg Mussolinis und des italienischen Faschismus, in den er zunächst Hoffnungen setzt, sich dann aber abwendet. In Spanien wird er wegen eines kritischen Artikels über die Marokko-Politik des Diktators Primo de Rivera vor einem Militärgericht angeklagt, was ihn zur Flucht ins zeitweilige Exil veranlasst. 1925 bereist er Russland und schreibt über den realen Sozialismus. Bei allem Respekt vor dessen theoretischer Zielsetzung erkennt er – im Gegensatz zu vielen Intellektuellen – dass der Sowjet-Sozialismus in der Praxis zu Menschenverachtung und Polizeistaat führt. Mit Beginn der zweiten spanischen Republik ist er Korrespondent in Madrid. Gegenüber der Republik, ihren Parteien, ihrer Regierung wird er immer kritischer und ist überzeugt, dass sie die sozialen und politischen Probleme nicht in den Griff bekommen werden und auf die Diktatur zusteuern. Nach dem Sieg der linken Volksfront kehrt er nach Katalonien zurück, geht aber erneut ins Exil, da er sich als Konservativer von linken Pistoleros bedroht fühlt. In Frankreich ist er mit Adi Enberg als franquistischer Agent tätig (in einem Nachrichtendienst, den Cambo finanziert). 1936 zieht er inmitten der Truppen Francos in Barcelona ein.
Er wird Subdirektor der Zeitung La Vanguardia, aber dort bald von Franquisten ausgebootet. Er gibt sein Hinwendung zum Franquismus auf und beklagt, dass Spanien unter Franco in jeder Hinsicht in Stagnation verfällt. Er begibt sich in eine Art innere Emigration, wendet sich der Landschaft, den einfachen Menschen und der traditionellen Kultur Kataloniens zu.
Er schreibt Reiseführer für Katalonien und Porträts über bekannte Katalanen. Er veröffentlicht auf Spanisch, da das Regime katalanische Publikationen verboten hat.
Fortsetzung morgen
Keine Artikel in dieser Ansicht.