EMPURIABRAVA, 26.03.2023 - 05:37 Uhr

Der Bauherrentipp: „Weiß“ ist weiser

von Max aus Roses

„Schwarz und Weiß sind die schönsten Farben“ ist ein beliebter Spruch, um die eigene Vorliebe für diese „Farben“ zu erklären.

Sowohl pysikalisch gesehen, als auch im Sinne der Farblehre, sind Schwarz und Weiß keine Farben. Schickt man „weißes“ d.h. trans-parentes Licht durch ein Prisma, entsteht das, was uns die Natur als Regenbogen vorführt, d.h. alle Farben, von Rot bis Violett, Schwarz und Weiß sind nicht dabei. Im strengen Sinne gibt es über-haupt keine Farben, unser Auge nimmt bestimmte Wellen-längen elektromagnetischer Strahlung (das ist u.a. Licht)als Farbe wahr, man spricht von der sog. „Farb-Sensation“. Weil jeder von uns unterschiedlich empfindet, streiten wir oft darüber, ob wir es z.B. mit etwas grünem oder mit etwas blauem zu tun haben.

In allen Kulturen wurden und werden den verschiedenen Farben bestimmte Eigenschaften zugeordnet, sie werden mit menschlichen Fähigkeiten in Verbindung gebracht, sie waren und sind (allerdings nicht mehr so streng wie früher) bestimmten Personen- und Be-rufsgruppen vorbehalten und haben nicht zuletzt Signalwirkung.

In unserer Kultur gilt Weiß als die Farbe der Unschuld und Reinheit, Schwarz steht für Trauer und Tod und war lange auch die Farbe der geistigen Klarheit und der sittlichen Strenge  ( weshalb schwarze Damen-unterwäsche lange als  besonders  frivol  und  provozierend galt ), blau steht für Weisheit und Intelligenz, grün ist die Hoffnung und gelb ist der Neid.

Um Dingen, denen man bestimmte Ei-genschaften zuordnen wollte, die entsprechende Farbe zu geben, mußte man Farbstoffe in der Natur finden, oder diese irgendwie  anders herstellen.

Nachdem das Problem technisch mehr oder weniger gelöst war, blieb immer noch der bereits erwähnte Streit, was ist welche Farbe?

Nachdem Farben elektromagnetische Wellen sind, kann man messen, was passiert,  wenn  man diese dem Licht aus-setzt. Weil Farben, bzw. ihre Pigmente, sowohl Licht schlucken, als auch reflektieren, kann man anhand des reflektierten Lichts (seiner Wellenlänge) für jedermann verbindlich festlegen, was  unter welcher Farbe zu verstehen ist, d.h. man kann sie normen. Für diese Messungen spielt auch die Oberfläche eine wichtige Rolle, weil es wesentliche Unterschiede im Reflexions - Verhalten zwischen glatten und rauhen bzw. glänzenden und matten Flächen gibt.

Farben schlucken jedoch nicht nur Licht auf unterschiedliche Weise,sondern auch Wärme. Jeder weiß, daß es in praller Sonne angenehmer ist, weiße, anstatt schwarze Kleidung zu tragen, daß sich ein schwarz lackiertes Auto mehr aufheizt, als ein helles.

Dasselbe gilt natürlich auch für Häuser.

In warmen Zonen sind Häuser traditionell weiß, im Norden in dunklen Tönen gestrichen.Diese Zusammenhänge basieren auf dem sog. „Albedo-Effekt.“ ( Näheres  im  I - Net)

Lange vor dem Menschen, hat sich die Natur dies zunutze gemacht, indem z.B.

Citrusfrüchte, die in Ländern mit hoher Sonneneinstrahlung wachsen, unter ihrer äußeren Schale eine weiße  Refelxions-Schicht besitzen,die sie vor allzu  starker Sonneneinstrahlung schützt. Im Zusammenhang mit der Erderwärmung spielt dieser Effekt eine wichtige Rolle von bislang noch zu wenig beachteter Bedeutung.

Das Abschmelzen vereister Flächen auf den Polen und von schneebedeckten Permafrostgebieten in Gebirgen hat zur Folge, daß damit wesentlich weniger Sonneneinstrahlung refelektiert und ins All zurückgestrahlt wird.

Unsere Städte mit ihren riesigen asfaltierten und betonierten Flächen sind nicht nur einer der Hauptproduzenten von Treibhausgas und Abwärme, die die Erderwärmung vorantreiben, sie reflektieren auch wesentlich weniger Sonneneinstrahlung als z.B. ein Acker oder ein Wald.

Würden nicht die Meere, die zu zwei Dritteln die Erde bedecken, eine riesige Menge an Sonneneinstrahlung ins All reflektieren, die Erde wäre wahrscheinlich für den Menschen schon unbewohnbar.

In diesem Zusammenhang ist es mehr als verwunderlich, daß die hiesigen Baubehörden darauf dringen, daß die Fassadenfarben in Zukunft in erdigen bis  dunklen Tönen, auf keinen Fall in weiß ausgeführt sein sollen. Es wäre im Gegenteil wesentlich angebrachter, für die Fassaden weiß, oder helle Töne, zu empfehlen und bei Dacheindeckungen und Fahrbahnbelägen darauf zu achten, daß diese aus den bereits genannten Gründen möglichst hell, d.h. reflektierend sind. Möglicherweise haben Autofahrer in dieser Frage - wenn vielleicht auch unbewußt - schneller geschaltet, indem weiß lackierte Fahrzeuge, die lange Zeit ungeliebt bei den Händlern auf Halde standen, neuerdings wieder beliebt, ja sogar „in“ sind.

 



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